Lachgas-Lehrbuch |
Auch der 1-Jahres-Follow-Up der ENIGMA-II-Studie belegt die Sicherheit von Lachgas während Narkose
[12/2015] Die ersten Daten der ENIGMA-II-Studie hatten gezeigt, dass kardio-vaskulärer Ereignisse wie Myokardinfarkte oder Schlaganfälle nicht häufiger während Anästhesien mit 70% Lachgas auftreten.
Nun publizierte die australische Autorengruppe Daten ihrer Nachuntersuchung der ENIGMA-II-Patienten nach 1 Jahr. Diese belegen die Sicherheit der Verwendung von Lachgas zur Narkose auch auf das Langzeit-Outcome.
Die European Society of Anaesthesiology (ESA) nimmt Stellung zur Diskussion um Lachgas in der Anästhesie
[06/2015] Seit langem gehen die Meinungen unter Anästhesisten in Deutschland darüber weit auseinander, ob Lachgas während Narkosen nun verwendet werden soll bzw. überhaupt verwendet werden darf. Zusätzlich hat diese Diskussion unter Anästheisten an polarität gewonnen seit Lachgas als Fertigarzneimittel in einer 50/50-Lachgas-Sauerstoff-Mischung auch in Deutschland wieder zugelassen wurde und seither vermehrt im Bereich der Pädiatrie, Geburtshilfe und auch der Zahnmedizin eingesetzt wird - und zwar durch Nicht-Anästhesisten.
Auch wenn die Debatte hauptsächlich im deutschsprachigen Raum geführt wurde, war sie der European Society of Anaesthesiology (ESA) wichtig genug, eine Task Force von Experten zu beauftragen, hierzu eine Stellungnahme zu erarbeiten, die nun publiziert wurde.
Das Fazit der Expertengruppe der ESA:
"Die Mitglieder der Arbeitsgruppe stimmen darin überein, dass es derzeit keine klinisch relevante Evidenz dafür gibt, N2O von der Palette der Medikamente für Narkose und Sedierung zu streichen. Zur (Analgo-)Sedierung sollte N2O nur während Prozeduren mit geringer bis moderater Schmerzintensität eingesetzt werden. Schließlich gibt es keine Beweise dafür, dass die Verwendung von Lachgas in einem modernen klinisch relevanten Setting ein Gesundheitsrisiko für Patienten oder Anwender bedeutet."
Auch nimmt die ESA Stellung, dass Lachgas zur Analgosierung sicher durch Nicht-Anästhesisten angewandt werden kann, und welche Voraussetzungen aus ihrer Sicht hierfür gelten.
Studie zur Schmerzbehandlung mittels Livopan® in der Dermatologie initiiert
Livopan® während photo-dynamischer Therapie (PDT)
[04/2015] Die sog. photodynamische Therapie (PDT) ist ein seit längerer Zeit u.a. in der Dermatologie eingesetztes Therapieverfahren zur Behandlung von Tumoren und anderen Gewebeveränderungen. Nachteil der Methode sind Schmerzen während der Behandlung, die zum Teil sehr belastend werden können [Fink et al. 2015].
Nun hat eine Arbeitsgruppe der Universität Heidelberg erstmals eine prospektive, kontrollierte Studie zur Effizienz von 50/50 Lachgas/Sauerstoff (Livopan®) auf den Weg gebracht. Erst Ergebnisse werden noch 2015 erwartet.
Quelle: CBCTV
Lachgas in der Medizin: Evidenzen, Eminenzen & more ...
[01/2015] Anlässlich einer Veranstaltung für Medizinjournalisten nimmt der Autor des Lachgas-Lehrbuch online, Prof. Weimann Stellung zur aktuellen Rolle von Lachgas in den verschiedenen Gebieten der Medizin und Zahnmedizin.
Lachgas zur Behandlung schwerer Depressionen
[12/2014] Eine soeben in Biological Psychiatry erschiene Studie aus St-Louis ergibt erstmals Hinweise, dass schwere Depressionen durch die Inhalation von Lachgas über 1 Stunde gebessert werden können.
Autoren der Studie (v.l.): Conway, Zorumski und Nagele aus St. Louis, USA
Als Wirkmechanismus kommt die Hemmung von NMDA-Rezeptoren durch Lachgas in Frage; ein Konzept, welches seit einiger Zeit bereits in der Erforschung neuer Therapieoptionen bei Depression untersucht wird.
» Nagele et al., Biological Psychiatry 08.12.2014 [Epub ahead of print]
Lachgas zur Schmerztherapie unter der Geburt - gemeinsame Stellungnahme von DGAI und DGGG
[10/2014] Eine gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) beschäftigt sich nun mit der Anwendung von Lachgas zur Schmerztherapie im Kreißsaal.
Während eine solche Stellungnahme wegen der zunehmenden Verbreitung insbesondere der fixen Lachgas-Sauerstoff-Mischung (50% N2O/50% O2) sicher als Orientierung hilfreich ist, fallen doch Unterschiede zu einer ähnlichen Stellungnahme der entsprechenden Fachgesellschaften (DGAI, DGKiZ, DGZMK) zur Lachgas-Sedierung bei Kindern in der Zahnheilkunde auf [Phillippi-Höhne 2013]. Während dort klar gestellt wird: "Cave: Der Einsatz von 70% Lachgas kann zu tiefer Sedierung führen und ist damit für den Einsatz von Nicht-Anästhesisten ungeeignet.", fehlt ein solcher Hinweis in der Stellungnahme für die Geburtshilfe. Dass Mischer-Systeme in Deutschland erhältlich sind, die die Applikation von 70% Lachgas zulassen, wird für den Bereich Geburtshilfe offenbar als unproblematisch gesehen.
Dies erstaunt vor dem Hintergrund, dass die Kombination einer Lachgas-Analgosedierung mit anderen zentral dämpfenden Medikamenten (z.B. Opiate) in der Geburtshilfe nicht unüblich ist. Eine Wirkungsverstärkung im Sinne des Erreichens tieferer Sedierungsstadien als nur einer minimalen Sedierung erscheinen möglich. Zu begrüßen sind daher auch die infrastrukturellen Voraussetzungen, wie sie in der aktuellen Stellungnahme gefordert (kontinuierliches Monitoring durch Personal und Pulsoximetrie u.a.) werden.
ENIGMA-II-Studie erscheint im Lancet:
Lachgas zur Anästhesie ist sicher
Prof. Paul Myles
Melbourne, Australien
[8/2014] In dieser prospektiv, randomisierten Studie an mehr als 7.000 Patienten mit bekannter oder vermuteter koronarer Herzkrankheit (KHK) war der Frage nach der Sicherheit von Lachgas zur Narkose nachgegangen worden, nachdem in den letzten Jahren immer wieder diskutiert wurde, ob die Verwendung von Lachgas in der Anästhesie auch heute weiter vertretbar ist.
Die "Evaluation of Nitrous Oxide in the Gas Mixture for Anaesthesia" (ENIGMA)-II-Studie sollte die Ergebnisse der sog. ENIGMA-I-Studie überprüfen, die wegen einiger methodischer Schwäche angefochten wurde.
Die Ergebnisse von ENIGMA-II belegen nun klar, dass es durch die Verwendung von Lachgas zu keiner erhöhten Inzidenz von schweren kardiovaskulären Nebenwirkungen (Myokardinfarkt, Schalganfall, Tod) nach größeren chrirugischen Operationen kommt. Ihre Inzidenz lag in der Lachgas-Gruppe bei 8% (283 von 3.483 Patienten) ebenso wie wie in der Nicht-Lachgas-Gruppe (296 von 3.509 Patienten)(relatives Risiko 0·96, 95% CI 0·83-1·12; p=0·64).
Der Erstautor der Studie, Prof. Myles, kommentiert in einem Interview während des ANZCA Annual Scientific Meeting in Singapore:
"A lot of people have stopped using nitrous oxide because they were concerned about safety ... We could demonstrate quite clearly in our study that nitrous oxide is safe ... Nitrous oxide gets a clean bill of health."
Kaum ein anderes Narkotikum hat sich bisher einer derart kontrovers - aber teilweise auch emotional - geführten Debatte um seine Sicherheit unterziehen müssen, der es aber letztlich überhaupt nur zu verdanken ist, dass Lachgas, obwohl nun seit 170 Jahren in klinischem Gebrauch, seine Sicherheit in einer so großen Studie unter Beweis stellen musste - und schlussendlich auch konnte.
Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV) nach Lachgas hängt von der Anwendungsdauer ab.
[5/2014] Eine Meta-Analyse von Peyton et al. zeigt zusätzlich einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von PONV und der Dauer der Lachgasanwendung während Narkose: Lachgas für Eingriffe bis zu 1 Stunde erhöht nicht die Inzidenz von PONV, sondern erst die Anwendung während längerer Operationen
Präemptive Analgesie durch Lachgas? - sekundäre Analyse der VINO-Studie
[2/2014] In einer post hoc-Analyse der Daten der VINO-Studie gehen die Autoren der Frage nach, ob die Verwendung von Lachgas während der Narkose zu einer Reduktion postoperativer Schmerzen führt. Die Gruppe mit N2O (n=353) unterschied sich jedoch im Median nicht hinsichtlich postoperativer Opiat-Gaben und maximal gemessener Schmerz-Scores von der Kontroll-Gruppe (n=89).
» Duma A, et al., Reg Anesth Pain Med 2014; 39: 31-36
Eine Studie von Chan et al. hatte bereits 2011 einen Zusammenhang zwischen Lachgas-Anästhesie und der verminderten Entwicklung chronisch postoperativer Schmerzsyndrome zeigen können.
Die wahre Geschichte der misslungenen Demonstration der Lachgaswirkung durch Horace Wells 1845
[10/2013] Eine eingehende Recherche des australischen Anästhesisten Rajesh P. Haridas bringt mehr Klarheit in die Geschichte der ersten medizinischen Anwendung von Lachgas.
Entgegen häufig erzählten Versionen, ist weder das genaue Datum noch der genaue Ort der ersten Vorführung von Lachgas durch den Zahnarzt Horace Wells (1815-1848) verbürgt. Wahrscheinlich fand sie im Januar 1845 irgendwo in Boston, Massachussetts statt, jedoch gibt es keine Hinweise, dass es im Operationssaal des Massechussetts General Hospital, dem späteren sog. "Etherdome", war. Ebensowenig gibt es laut Heridas schlüssige Quellen, die belegen, einer der Anwesenden habe "Humbug!" gerufen, und dass sich darauf der berühmte Ausruf des Chirurgen John Collins Warren "Gentlemen, this is no humbug!" anlässlich der ersten Äthernarkose durch William T. G. Morton gut eineinhalb Jahre später bezogen hätte. weiterlesen ...
Lachgassedierung in der Kinderzahnheilkunde - gemeinsame Stellungnahme publiziert bei zm-online
[16.10.2013] Die durch die Arbeitskreise Kinderanästhesie der DGAI und Zahnärztliche Anästhesie der DGAI, BDA, DGKiZ und DGZMK erarbeitete gemeinsame Stellungnahme (siehe unten) ist nun frei zugänglich auf der Website der "Zahnärztlichen Mitteilungen" abrufbar.
Studie zur Inzidenz der Zahnbehandlungsangst im Deutschen Ärzteblatt
[8/2013] In seiner aktuellen Ausgabe publiziert das Deutsche Ärzteblatt eine Studie, der zu Folge ca. 4,2% der Bevölkerung unter Zahnbehandlungsangst leiden, so dass notwendige Zahnarztbesuche hinausgeschoben oder ganz vermieden werden.
Besonders häufig ist die Angst vor dem Zahnarzt bei Patienten mit psychischen Grunderkrankungen: so leiden Patienten mit Depressionen 5 mal häufiger , Patienten mit Angststörungen 7,5 mal und Patienten mit postraumatischen Belastungssyndromen sogar fast 10 mal häufiger unter Zahnbehandlungsangst als die Normalbevölkerung.
Lachgas zur Narkose: sog. VINO-Studie ("Vitamines in Nitrous Oxide") belegt ebenfalls Sicherheit
[7/2013] Lachgas kann über die Hemmung des Enzyms Methionin-Synthetase zu einem Anstieg von Homozystein-Serumwerten führen, was mit einem erhöhten Risiko perioperativer Myokardischämien assoziiert ist. Ob es sich dabei lediglich um eine Assoziation ohne klinische Bedeutung oder aber einen kausalen Zusammenhang handelt, ist Gegenstand intensiver Forschungsbemühungen (siehe unten).
Die nun veröffentlichte "VINO-Study" zeigt an 500 Patienten, dass selbst Patienten mit einem bestimmten Genpolymorphismus (MTHFR C677T oder A1298C), welcher das Risiko für postoperative kardiale Nebenwirkungen erhöht, zwar erhöhte Homozystein-Werte nach Lachgas zeigen, dies jedoch nicht mit einer Erhöhung postoperativer Troponin-I-Werte (sensitiver Labormarker für Myokardischämien) einhergeht.
Die Erhöhung der Homozystein-Werte kann durch präoperative Gabe von Vitamin-B verhindert werden, was aber ebenfalls keinen Einfluss auf die gemessenen Troponin-I-Werte hatte.
Lachgassedierung in der Zahnheilkunde bei Kindern - gemeinsame Stellungnahme von DGAI, BDA, DGKiZ und DGZMK
[6/2013] In einer gemeinsamen Stellungnahme der beteiligten Fachgesellschaften erklären diese: "Die Durchführung einer Lachgassedierung ist eine Handlung, die in Ergänzung zu einer zahnmedizinischen Behandlung von einem Zahnarzt durchgeführt werden kann."
Klar ist aber auch: "Die Fähigkeit zur Anwendung erfordert ein spezielles Training ..." und verweisen auf die entsprechenden internationalen Guidelines (EAPD 1997; CED 2011; NICE 2010) hierzu.
"Der Einsatz von Lachgas zur minimalen Sedierung bei zahnärztlichen Prozeduren bei Kindern ist unter Berücksichtigung ... [von] Indikationen, Kontraindikationen, organisatorischen, apparativen und personellen Anforderungen nach dem heutigen Stand des Wissens ... vertretbar." So das Fazit der gemeinsamen Stellungnahme aus den Arbeitskreisen Kinderanästhesie der DGAI und Zahnärztliche Anästhesie der DGAI, BDA, DGKiZ und DGZMK (Anästh Intensivmed 2013; 54: 323-326).
Neben bereits gut etablierten Grundsätzen wird auch klar Stellung zu bisher kontrovers diskutierten Themen bezogen:
"Cave: Der Einsatz von 70% Lachgas kann zu tiefer Sedierung führen und ist damit für den Einsatz von Nicht-Anästhesisten ungeeignet. Die Limitierung des Einsatzes von Lachgas auf 50% ist seitens der anästhesiologischen Fachgesellschaft aus Aspekten der Patientensicherheit sinnvoll und notwendig."
Deutlich voneinander abgegrenzt wird die titrierbare Lachgassedierung (v.a. zur Anxiolyse) von der Analgosedierung mittels der fixen Lachgas-Sauerstoff-Mischung (Livopan).
Zu beachten ist sicherlich, dass die unter "organisatorische, personelle und technische Voraussetzungen" genannten Aspekte in weiten Teilen auch für anderweitige medikamentöse Sedierungen, z.B. durch Midazolam, zutreffen - so u.a. das Nüchternheitsgebot, die eingeschränkte Verkehrstüchtigkeit (die ja bereits durch Verwendung einer Lokalanästhesie gegeben ist) oder auch "praktische Erfahrung und theoretisches Wissen" in der Kinderreanimation.
Abrechnung: Lachgassedierung in Analogtabelle gem §6 Abs. 1 GOZ aufgenommen
[2/2013] Eine Berechnung der Lachgasanalgesie als Verlangensleistung scheidet seit Februar 2013 aus, da diese nun von der Bundeszahnärztekammer im Katalog selbstständiger zahnärztlicher gem §6 Abs. 1 analog zu berechnender Leistungen aufgenommen wurde und streng genommen regelmäßig auch eine medizinische Indikation, wie z.B. Behandlungsangst, Würgereiz oder Stressprävention vorliegt. Bei der Analogberechnung nach Analogverzeichnis der Bundeszahnärztekammer (Stand 07.02.2013) wird man auf die Wahl einer nach der Art ver-gleichbaren Leistung verzichten müssen, da es keine vergleichbare Leistung in der GOZ gibt.
Um ein adäquates Honorar berechnen zu können, müssen nun also bei der Wahl der Analoggebühr die Kosten und der Zeitaufwand für das Maß der Honorierung im Zentrum stehen.
Weiter kein Hinweis auf Zusammenhang zwischen Lachgas zur Narkose und negativem kardialem Outcome
[1/2013] Befunde einer kleineren Untersuchung von Badner et al. (» Anesth Analg 2000) schienen einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Lachgas zur Narkose und dem Auftreten perioperativer kardialer Ereignisse nahe zu legen. Nun werteten Leslie et al. post hoc Daten der sog. "POISE"-Studie (» Lancet 2008) mit der Frage nach einer Assoziation der Verwendung von Lachgas mit dem Auftreten eines Herzinfarktes, eines kurzzeitige Herzstillstandes oder mit Tod durch ein kardiovaskuläres Ereignis aus. Ähnlich wie in der post hoc-Analyse des "GALA"-Studie (siehe unten) konnte auch hier bei den insgesamt 8.351 untersuchten Patienten keine erhöhte Rate kardiovaskulärer Ereignisse im Zusammenhang mit Lachgas gefunden werden.
» Leslie K et al., Anesth Analg. 2013; 116: 1034-1040
Dass die zunächst pathophysiologisch mögliche Interaktion von Lachgas über seine Interaktion mit Vitamin B12 und damit verbundener Erhöhung von Homozystein-Spiegeln im Blut, die dann wiederum das Risiko kardivaskulärer Nebenwirkungen erhöhen könnten, in der Tat klinisch relevant ist, wird damit weiter immer unwahrscheinlicher. Eine endgültige Klärung wird jedoch erst die noch bis Mitte 2013 weiter rekrutierende ENIGMA-II-Studie bringen, die dieses Phänomen gezielt prospektiv, randomisiert untersucht.
Neurologische Ausfälle nach Abusus von Lachgas bei einem 19-Jährigen
[12/2012] Nach der Erstbeschreibung neurologischer Ausfälle nach monate- bis jahrelangem Missbrauch ("recreational abuse") von Lachgas bei amerikanischen Zahnärzten und Zahnarzthelfern (» Layzer et al., Neurology 1978) erschienen immer wieder warnende Hinweise in Form von Fallberichten, unter anderem auch unter Jugendlichen. Auch Todesfälle durch Missbrauch von Lachgas wurden berichtet.
So berichten nun Ärzte aus Taipe, Taiwan von einem 19-Jährigen Jugenlichen, der sich mit einem aufsteigenden Taubheitsgefühl der Extremitäten und schließlich des ganzen Körpers klinisch vorstellte. Die zu diagnostizierende Polyneuropathie war auf eine langdauernden Missbrauch von Lachgas zurück zu führen und bedurfte einer 2-wöchigen Therapie mit Vitamin-B12. Die Symptome verschwanden erst nach 2 Monaten vollständig.
» Senthilkumaran S et al., Am J Emerg Med 2012; 30: 1016.e3-1016.e6
Übersicht zur medikamentösen Sedierung in der Zahnmedizin
[09/2012] In einer Übersichtsarbeit beschreibt Dr. Daniel E. Becker die phamakodynamischen Grundlagen einer Sedierungsbehandlung und die heute gebrächlichen Substanzen inkl. Lachgas. So schreibt er zu Lachgas zur dentalen Sedierung: "... sub-anästhetische Konzenrationen von Lachgas (0,1–0,5 MAC oder ungefähr 10–50%) zeigen ein beeindruckendes Siherheitsprofil ...", und weiter "... man könnte sagen, dass Lachgas die sicherste der zur Verfügung stehenden Methoden zur dentalen Sedierung ist."
» Becker DE et al., Anesth Prog 2012; 59: 28-42 (Volltext frei zugänglich/Stand 24.11.2012)
Lachgassedierung vor allem hilfreich bei mittlerer bis großer Angst während Exodontie
[09/2012] Die retrospektive Analyse von 138 Zahnbehandlungen unter Lachgassedierung plus Lokalanästhesie (n=103) bzw. unter Lpkalanästhesie allein (n=35) ergab, dass durch die Lachgassedierung eine signifikante Angstreduktion (gemessen mittels des "modified dental anxiety score" MDAS) dann erreicht werden konnte, wenn diese vor der Prozedur als mittel- bis hochgradig eingestuft wird. Geben die Patienten ihre Ängstlichkeit vor der Behandlung als mild an, kommt es - wie zu erwarten - durch eine Lachgassedierung auch nicht zu einer weiteren Reduktion des MDAS.
Lachgas hat keinen Einfluss auf Mortalität und Auftreten von Herz- oder Gehirninfarkten nach Operationen an den Halsschlagadern
[06/2012] In einer Subgruppenanalyse einer größeren britischen Studie, die das Outcome nach Carotis-Operationen unter Allgemeinanästhesie und Lokalanästhesie verglichen hatte (» "GALA-Trial", Lancet 2008), finden Sanders et al. keinen Unterschied in Mortalität und vaskulären Zwischenfällen (Myokardischämien oder Schlaganfälle) zwischen Patienten, die Lachgas zur Allgemeinanästhesie erhalten hatten, und denen, die ohne Lachgas narkostisiert worden waren.
CED-Entschließung
[11.05.2012] Das Council of European Dentists (CED) verabschiedet eine Entschließung zur "Anwendung der inhalativen Lachgassedierung in der Zahnmedizin". Darin werden neben Empfehlungen zum klinischen Vorgehen auch erstmals Standards für Ausbildung und Schulung beschrieben.
COCHRANE: Lachgas/Sauerstoff-Gemisch wirksam zur Schmerzlinderung unter der Geburt
[03/2012] Eine Serie von Analysen der COCHRANE Collaboration kommt zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit einer Linderung von Wehenschmerz unter der Geburt nur für die Periduralanalgesie (PDA) und für fixe Lachgas-Sauerstoff-Gemische (in Deutschland zugelassen unter dem Handelsnamen LIVOPAN®) als erwiesen gelten kann.
» Jones L et al., Chochrane Database Syst Rev 2012; 3: CD009234
Das rbb-Fernsehen berichtet über die dentale Lachgassedierung.
[14.12.2011] In der Sendereihe rbb PRAXIS bringt der Rundfunk Berlin-Brandenburg einen Beitrag zur Behandlung der Zahnarztangst mittels Lachgassedierung aus der Praxis von M. Melerski, Berlin-Steglitz.
» Bericht in der rbb MEDIATHEK
Lachgas senkt das Risiko postoperativer chronischer Schmerzen.
[11/2011] Die Nachuntersuchung von 640 Patienten der sogenannten ENIGMA I-Studie (siehe unten) bezüglich des Risikos, postoperativ ein chronisches Schmerzsyndrom zu entwickeln, zeigt: 9,2% aller nachuntersuchten ENIGMA-I-Patienten klagten über persistierende schwere postoperative Schmerzen. Die Inzidenz war in der Lachgas-Gruppe mit 5,6% signifikant niedriger als in der sogenannten "Lachgas-freien" Gruppe mit 12,9% (p=0,04).
COCHRANE: Lachgassedierung bei Darmspiegelungen sicher
[08/2011] Gemäß einer Analyse der COCHRANE Collaboration ist die Lachgassedierung ebenso gut, aber sicherer als andere Methoden der Analgosedierung während Koloskopien.
» Aboumarzuuk OM et al., Chochrane Database Syst Rev 2011; 8: CD008506
Britische Leitlinie zur Sedierung von Kindern und Jugendlichen
[12/2010] Das National Institute of Health and Clinical Excelence (NICE) empfiehlt die Lachgassedierung für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren während Zahnbehandlungen. Leitlinie als PDF …
ENIGMA II-Studie wird aufgelegt.
[03/2009] Um auf dem Boden der ENIGMA I-Studie (siehe unten) näher zu untersuchen, ob die Verwendung von Lachgas während der Narkose mit einer erhöhten kardialen Morbidität und Mortalität assoziiert ist, wird die sogenannte ENIGMA II-Studie begonnen
» Myles PS et al., Am Heart J 2009;157: 488-491
Die Studie will über 5 Jahre 7.000 Patienten mit koronarer Herzkrankheit einschließen, die sich einem nicht-herzchirurgischen Eingriff unterziehen müssen. Bis Mitte Mai 2013 hatte die Studie 6.700 Patienten einschließen können; das Ende der Rekrutierung ist für Mitte 2013 geplant (siehe www.enigma2.org.au).
Übersichtsarbeit zu den biologischen Effekten von Lachgas
[10/2008] Sanders, Weimann und Mayze publizieren in Anesthesiology eine ausführliche Übersichtsarbeit zu den Mechanismen der Wirkungsweise und zur Toxikologie von Lachgas.
ENIGMA I-Studie: Lachgas während Narkose hat keinen negativen Einfluss auf Krankenhausverweildauer .
[08/2007] Eine australische Forschergruppe um Paul S. Myles publiziert in Anesthesiology eine große prospektive, randomisierte Studie, die 2.050 Patienten inkludierte und in der zwei Narkoseregime verglichen werden: eines unter Verwendung von Lachgas und eines, welches sie als "Lachgas-frei" bezeichnen. Primärer Endpunkt ist die Krankenhausverweildauer, verschiedene postoperative Komplikationen werden als sekundäre Endpunkte untersucht. Als Ergebnis zeigt die Studie, dass die Verwendung von Lachgas als Komponente der Narkoseführung entgegen der Studien-Hypothese keinen Einfluss auf die Krankenhausverweildauer hat.
» Myles PS et al., Anesthesiology 2007; 107: 221-231
Unter anderem deshalb, weil in der sog. "Lachgas-freien Gruppe" anstelle von Lachgas Sauerstoff verwendet wurde und für Sauerstoff per se ein Einfluss auf einige der Messparameter nachgewiesen ist, wird das Studien-Design heftig diskutiert und kritisiert.